Bestattungen, Trauerbegleitung

Buchtipp: „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky

Buchvorstellung von KARIN JERUSALEM, Mainz:

Dieses Buch ist bevölkert von  einer Dorfgemeinschaft im Westerwald voll ungewöhnlicher Bewohner: Die in die Zukunft träumende, kluge Selma, Großmutter der Ich-Erzählerin Louise hat eine ausgeprägte Leidenschaft für alkoholgesätttigte Pralinen und großes Mitgefühl für andere Menschen.

Und Selma träumt und wenn in einem ihrer Träume das Okapi erscheint, stirbt innerhalb von vierundzwanzig Stunden jemand aus dem Dorf. Mit zehn Jahren erlebt Louise, nach Selmas Okapitraum, den Tod ihres engsten Freundes. Dies beeinfusst ihr ganzes weiteres Leben.

Eine Dorfgemeinschaft, ein wenig wie im Bilderbuch. Da ist Louises Vater,…

…der nachdem die Welt nicht zu ihm nach Hause kommt, sich in sie aufmacht. Die Mutter mit ihrem Blumengeschäft , die immer zu spät kommt und nie Zeit hat. Da ist der philosophierende Optiker mit den vielen Stimmen in seinem Kopf,  seiner großen Liebe zu Selma, die er aber niemals gesteht und wahrscheinlich gerade deshalb verbindet die Beiden das Leben auf das Engste. Da ist Marlies chronisch schlecht gelaunt, verbarrikadiert in ihrem Zuhause, bekleidet immer nur von einem ausgeleierten  Norwegerpullover und einer Unterhose. Da ist Elsbeth, immer chic, klein und so dick, dass sie beim Autofahren ein Stück Teppich über den Bauch legt, damit das Lenkrad nicht daran scheuert. Da ist auch noch Alaska, der etwas zu groß geradene Hund, der irgendwie zu jedem gehört, Louises Vater, Selma, Louise oder auch zum Optiker und irgendwann taucht dann noch Frederik auf,  er lebt in einem buddhistischen Kloster in Japan und bringt die Liebe zu Louise in den Westerwald., All diese  Lebewesen sind eng miteinander verbunden und jeder kümmert sich um jeden.

 Mariana Leky führt ihren skurril-eigensinnigen Personenreigen durch eine verwickelte Geschichte, die von nichts weniger erzählt als dem Leben, der Liebe und dem Tod und warum man sich die Abenteuer, für die man gemacht ist, nicht immer aussuchen kann, darum geht es in diesem Roman.

Manchmal ein bisschen zu viel Märchen, manchmal auch ein bisschen Kitsch, manchmal zum Lachen und manchmal zum Weinen, doch fängt Leky mit ihrem gelungenen Sprachspiel vieles auf und es bleibt ein Roman, der sich im besten Sinne wegschmökern lässt. Wieder ausgegraben für genau jetzt die Zeit.